Die Samen sind das ursprüngliche Volk des Nordens. Sie lebten und leben im nördlichen Teil Skandinaviens und auf der russischen Halbinsel Kola. Schon vor über 10.000 Jahren bewohnten die Vorfahren der Sami die kalten Regionen in Nordeuropa. Heute leben noch etwa 70.000 Samen in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Neben dem Ackerbau und Fischfang lebten viele Samen jahrhundertelang von Rentieren. In den Anfängen wurden Rentiere erst gejagt, aber bereits im 16. Jahrhundert begannen sie schließlich mit der Rentierzucht. Mit ihren Herden zogen die Samen als Nomaden von den Sommer- zu den Winterweiden. Als die skandinavischen Länder ihre Grenzen zogen schränkte sich der Lebensraum der Samen immer mehr ein, da auf sie keine Rücksicht genommen wurde. Dennoch waren viele rentierzüchtende Samen bis vor einigen Jahrzehnten noch mit ihrer Herde unterwegs. Mittlerweile sind es nur noch weniger als 10%, da sich auch das Samische Volk an den modernen Lebensstil angepasst hat. Seit einiger Zeit nehmen die skandinavischen Länder aber mehr Rücksicht auf das samische Volk: 1971 führte Schweden ein neues Rentierzuchtgesetz ein, dass den rentierzüchtenden Samen besondere Rechte bei der Nutzung von Boden und Wasser zugesteht. Sowohl in Norwegen, Schweden als auch in Finnland gibt es mittlerweile offiziell anerkannte samische Interessenvertretungen, die sogar zum Teil in den nationalen und regionalen Parlamenten sitzen.
Bis zur Christianisierung gab es in der Kultur der Sami noch eine Form von Schamanismus. Viele indigene Völker lebten in engem Zusammenspiel mit der Natur und bauten demnach ihr eigenes Weltbild auf. Die Natur ist für die Samen beseelt und so brachten sie Felsen und Seen Opfergaben. Eine der wenigen historischen Aufzeichnungen über die Samische Religion stammt aus einem norwegischen Geschichtsbuch aus dem 11. Jahrhundert. Hier wird von einem samischen Schamanen erzählt, der versucht sich mithilfe seiner Trommel in Trance zu versetzen, um eine kranke Person zu heilen. Die Samen glauben nämlich an die magische Kraft der Trommel. Zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert wurden viele Samen unter Zwang christianisiert. Die rituellen Trommeln wurden ihnen weggenommen und verbrannt und viele Schamanen wurden umgebracht. Samische Kinder wurden aus ihren Familien entrissen und auf besondere Schulen geschickt, um sie von ihrer Kultur zu entfernen und sie umzuerziehen. Diese harte Vorgehensweise sollte die übrig gebliebene samische Bevölkerung einschüchtern und sie so zum christlichen Glauben bekehren. Seitdem verschwand die Religion der Samen aus der Öffentlichkeit und durfte nur noch im Verborgenen gelebt werden. Einige Traditionen der Samen wurden mündlich von Generation zu Generation überliefert und blieben somit bestehen, wie etwa das „Jojken“, ein traditioneller und zeremonieller Gesang, der oft durch Trommeln begleitet wird. Früher war der Joik-Gesang Teil des samischen Schamanentums und wurde als Heilgesang und aus spirituellen Gründen gesungen. Heute hat dieser eigenwillige Gesang Einzug in die Weltmusik gefunden. Die bekannteste Sängerin, Marie Boine, ist weltweit für ihren traditionellen Gesang bekannt.
Die Samen haben mit der Zeit auch neue Bräuche und Feste eingeführt, zum Beispiel das samische Rentierrennen. Diese finden bis zum Ende des Winters im Mai in allen von Samen bewohnten Gebieten statt. Die traditionelle Tracht der Sami wird heutzutage nur noch bei besonderen Gelegenheiten wie an Feiertagen, bei Hochzeiten, auf Begräbnissen oder auf dem traditionellen Markt in Jokkmokk, der jedes Jahr im Februar stattfindet. Auch wenn die Samen ihr Leben gezwungenermaßen an die modernen Zeiten anpassen mussten, so sind sie immer noch eng mit ihrer alten Kultur sowie mit der Natur verbunden und geben ihr Wissen und ihre samischen Traditionen an ihre Kinder und Enkelkinder weiter.
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