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Anna Hansson

Die samischen Sprachen in Schweden  

Aktualisiert: 1. Juli





Schweden hat fünf anerkannte nationale Minderheiten-sprachen; Finnisch, Jiddisch, Meänkieli, Romani-chib und Samisch. Die Samen zählen auch als ein indigenes Volk. Was alle indigenen Völker der Welt gemein-sam haben, ist, dass sie schon immer am selben Ort gelebt haben, bevor Länder kolonisiert wurden. Sie haben ihre eigene Kultur, Sprache und Bräuche, die sich von der umgebenden Gesellschaft unterscheiden. Die samische Sprache ist mit traditionellem Wissen verbunden; Bereiche wie Rentierzucht, Jagd und Fischerei. Genau wie alle Wörter und Ausdrücke, die Tiere und die Natur, Wetter und vieles mehr beschreiben. 


Es gibt nicht nur eine samische Sprache, sondern mehrere. In Schweden werden Nord-samisch, Lulesamisch, Pitesamisch, Umesamisch und Südsamisch gesprochen. Die größte Sprache ist Nordsamisch, die von etwas mehr als 15.000 Menschen im gesamten samischen Gebiet gesprochen wird, darunter 5.000-6.000 Menschen in Schweden. Etwa 500 Menschen sprechen Lulesamisch und etwa die gleiche Anzahl spricht Südsamisch. Die Zahl der Sprecher von Umesamisch und Pitesamisch ist geringer.  


 

Finno-ugrischen Sprachfamilie 


Samisch gehört zur finno-ugrischen Sprachfamilie, genauso wie Finnisch, Estnisch und Ungarisch. Finnisch und Samisch gehen auf eine gemeinsame samisch-finnische Sprache zurück, die vor etwa 4 000 Jahren gesprochen wurde. Aus dieser Sprache entwickelten sich Proto-Samisch und Proto-Finnisch vor etwa 3 000 Jahren. Es wird angenommen, dass Samisch eine ziemlich einheitliche Sprache war, aber spätestens im 9. Jahrhundert, so glauben Sprachwissenschaftler, war die Aufteilung in verschiedene Dialekte eine Tatsache. Das samische Siedlungsgebiet war damals weitverbreitet im größten Teil Finnlands und Kareliens. Der Unterschied zwischen Südsamisch und Nordsamisch ist ziemlich groß, obwohl es auch große Ähnlichkeiten gibt. Zwischen der schwedische und der samischen Sprache gab es historisch auch Austausch; beide Sprachen haben mehrere Lehnwörter aus der jeweils anderen Sprache übernommen. 


Die samischen Sprachen zeichnen sich durch ihre Regelmäßigkeit und ihren Formen- reichtum aus, sie haben viele Kasus und viele Verbformen. Das allererste Buch, das in Samisch geschrieben wurde, ist ein ABC-Buch in Umesamisch aus dem 17. Jahrhundert. Die samische Sprachen wurden jedoch hauptsächlich mündlich tradiert, deswegen gibt es nicht so viele schriftlichen Quellen übergeliefert und es gab keine standardisierte Schrift-sprache. Seit den 1950iger Jahren gibt es in Schweden und in Norwegen eine gemeinsame nordsamische Schriftsprache. Erst in den letzten 40 Jahren wurde ein Standard für Rechtschreibung der anderen samischen Sprachen festgelegt.  



Sprachliche Unterdrückung  


Im 20. Jahrhundert verfolgte der schwedische Staat eine bewusste Politik der Schwedifizierung und Assimilierung der Samen, die viele Samen dazu brachte, ihre Mutter-sprache aufzugeben. In der schwedischen Volkschule durften die samischen Kinder nur Schwedisch sprechen, sonst wurden sie bestraft.

Die samischen Kinder, die in der Nomadenschule waren, durfte Samisch sprechen, aber es gab keinen Unterricht in der samischen Sprache. Die Folge war, dass heute die meisten älteren Samen, die Samisch fließend sprechen, lesen und schreiben auf Schwedisch gelernt haben. Samisch wurde vor allem zu Hause und in der Privatsphäre gesprochen.

   

Der Druck von Assimilierung in den nordischen Ländern führte in den 1960ig und 1970iger Jahren zu einem Sprachwechselprozess; viele Samen verstehen und sprechen kein Samisch, weil die Eltern damals sich entschlossen haben, mit ihren Kindern nur schwedisch zu sprechen, um die Unannehmlichkeiten zu vermeiden, denen sie selbst als Kinder ausgesetzt waren. Heute sieht man eine Wiedereroberung der samischen Sprachen, jüngere Leute versuchen die Sprache zu lernen und an ihre Kinder weiter-zugeben.  


 

Bedrohte Sprache 


Alle samischen Sprachen werden von der UN-Agentur UNESCO als bedrohte Sprachen eingestuft. Am schlimmsten ist die Situation für Ume- und Pitesamisch. Das Risiko liegt darin, dass eine Minderheit ihre eigene Sprache aufgibt, wenn sie Seite an Seite mit der Mehrheitsbevölkerung lebt. Die Sprache ist nicht notwendig, um an der Gesellschaft teilzunehmen. 


Im Jahr 2000 ratifizierte Schweden das Rahmenübereinkommen des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten und die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Infolgedessen wurde Samisch als offizielle Minderheitensprache anerkannt.

Alle Behörden und Verwaltungsgemeinden sind verpflichtet, die einheimischen Samen und nationalen Minderheiten über ihre Rechte zu informieren. Sie sind auch verpflichtet, ihre Sprache und Kultur zu schützen. In den Kommunen, in denen Samisch gesprochen wird, sollten Kindergarten und Altenpflege in den Sprachen der Minderheit verfügbar sein. Für diejenigen, die dies wünschen, soll die Möglichkeit bestehen, mit den Kommunen auf Samisch zu kommunizieren – das ist ein Recht.


In Schweden werden mehrere Maßnahmen ergriffen, um die samische Sprache wieder-zubeleben, ihre Sprecher zu unterstützen und den Status der samischen Sprache zu verbessern. Sprachen sind Träger des kulturellen Erbes der Sprecher und tragen die Geschichte, die Traditionen, die Lebensanschauung und Grundwerte eines Volks. 

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