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”Japan, meine Heimat” – Japonismus in der schwedischen Malerei

Aktualisiert: 1. Feb. 2022

von Susanne Concha Emmrich

In ihrem Nachruf 1919 charakterisiert die Münchener Allgemeine Zeitung das künstlerische Gesamtwerk von Carl Larsson: “Nordische Kraft, japanische Delikatesse haben sich vereint.” Der Nachruf betont erneut den japanischen Einfluss, der in Schweden mit der endgültigen Etablierung des Künstlers im Land weitgehend verschwiegen wurde.


Als Japonismus bezeichnet man das Gesamt von Einflüssen der japanischen Kunst, Ästhetik und Kultur auf die Kunst, Ästhetik und Mode des Westens seit Mitte des 19. Jh. Er ging mit der Meiji-Ära, der Reformperiode Japans nach seiner durch amerikanische Schiffe erzwungenen Öffnung für die westliche Welt, einher.


Die schwedischen Maler Carl Larsson (1853-1919), Bruno Liljefors (1860-1939) und Anders Zorn (1860-1920), um die es in diesem Buch geht, waren alle beeinflusst und malten japonistisch. Larsson und Liljefors kamen mit japanischer Kunst und ihrer Aneignung vor allem in Paris und der Künstlerkolonie Grez-sur-Loing in Berührung, während Zorn in London seinen Weg suchte und sogar vorhatte, im Herbst 1883 auf Studienreise nach Japan zu gehen. Er wurde in England von amerikanischen Bekannten ermuntert, er könne mit den Motiven und der Farbskala Japans Erfolg in den USA haben. Liljefors hat sich nirgends zum Japonismus in seinem Schaffen geäußert, Larsson dagegen 1895 in seinem ersten Bilderbuch De Mina. In einem ausführlichen Absatz zum Thema erklärt er darin: ”denn für mich als Künstler ist Japan meine Heimat.” Da hatte er schon zahlreiche japonistische Bilder geschaffen, nichtzuletzt ”Die Kunst der Gegenwart” (1888), auf dem er einen Japaner als seinen Lehrmeister verewigte. Ein Betrachter in Paris verglich Larsson mit dem japanischen Meister Hokusai, was Larsson sehr erfreute.



Den drei Kapiteln über die drei Meister gehen kurze Kapitel über die geschichtlichen Beziehungen zwischen Japan und Europa, über die Meiji-Reformära, die europäischen Vorstellungen von Japan in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20.Jh. und über schwedische Japan-Begegnungen voraus. Ein weiteres Kapitel erläutert die Merkmale des Japonismus.


Durch eingehende Studien der Autobiografien und Nachlässe der drei Maler konnte ich bei Larsson und Zorn aufschlussreiche Belege für ihre Haltung in der zeitgenössischen Betrachtung Japans finden, was auch den lockenden Blick auf die Japanerin einschließt.


Am Schluss des Buches findet man einen Flyer über meinen gleichnamigen Kunstfilm – ”Japan, meine Heimat”. Darin sind die drei schwedischen Meister auch live 1916 zu erleben!

Wer das Buch erwirbt, erhält kostenlosen Zugang zu dem Film auf Vimeo und kann dabei zwischen deutschen, schwedischen und japanischen Untertiteln wählen. Der Film läutete 2018 in Tokyo mit den Beginn des schwedisch-japanischen Jubiläumsjahres von 150 Jahren diplomatischer Beziehungen ein.


Susanne Concha Emmrich, ”Japan, meine Heimat”. Japonismus in der schwedischen Malerei: Carl Larsson, Bruno Liljefors und Anders Zorn. Gossenberg: Ostasien Verlag 2021, X + 95 S. mit 48 Farb- und 7 Schwarzweiß-Abbildungen, 24,80 € (978-3-946114-69-7)

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