Von Catrine Hellberg
Für viele Deutschen ist Småland ein beliebtes Reiseziel in Skandinavien und spontan denkt man vielleicht an verzauberte Seen, tiefe Wälder, wogende Rapsfelder, Astrid Lindgren und Glasbläser. Aber Småland liegt auch am Meer, an der Ostsee. Kalmar und Öland sind vielen Urlaubern bekannt, Västervik im Nordosten der Provinz kennen vielleicht wenige. Und das ist schade – die kleine Stadt mit dem Beinamen „Perle der Ostküste“ hat viel anzubieten.
Geschichte
Die 1275 erstmals urkundlich belegte Stadt Västervik wurde 1433 and die heutige Stelle, im Schutz von der Burgruine Stegeholm, verlegt. Trotz wiederkehrender dänischer Verwüstungen im 16. und 17. Jahrhundert blühte die Stadt, meistens dank Export von Eisen und Holz. Wegen der intensiven Industrialisierung im 20. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung schnell bis 1970, als die Einwohnerzahl 20.577 erreichte. Heutzutage wohnen etwa 36.600 Menschen in der Kommune. Die Wirtschaft der Stadt ist vom Tourismus, Service, Handel und Industrieerzeugnis, z.B. Elfa und Saab Barracuda, dominiert.
Man redet oft über Västervik als einer echten Sommerstadt, und in der Sonne und Wärme ist der Ort wirklich lebendig und gutbesucht. Wenn die letzten Urlauber dann am Anfang August heimkehren, kehren Stille und Ruhe ein. Jede Jahreszeit hat doch ihren eigenen Charme, und man kann definitiv Västervik das ganze Jahr hindurch besuchen. Was gibt es dann zu tun und sehen?
Stadtwanderung
Am besten fängt man mit einer Stadtwanderung an, um die Umgebung kennenzulernen. Die Broschüren Stadtwanderung in Västervik und Touristische Informationen – Deutsch auf www.västervik.com oder bei der Touristeninformation in dem alten Warmbadehaus sind detailliert und bieten Besuchern viele nützliche Auskünfte an.
Besonders sehenswert sind die Bootmannshütten auf Båtmansgatan – der „Bootmannsgasse”. Die acht kleinen Häuser wurden in der 1740er Jahren als Wohnungen für Bootsmänner mit Familien gebaut. Unter der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert waren sie Heim für Mitglieder der Feuerwehr und in den 1970er Jahren wurden die Bauten geschützt als Baudenkmale. Heute findet man auf der Bootmannsgasse pittoreske Cafés und wenn man nicht so groß ist, oder bereit ist, den Kopf einzuziehen, kann man in den Häusern auch übernachten.
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören auch z.B. St. Petri Kirche und das Rathaus auf dem großen Platz. Wenn man nach der Rundfahrt Hunger oder Durst hat, oder sich nur ausruhen möchtet, gibt es im Stadtkern ein breites Angebot von Restaurants und Cafés. Man findet hier sowohl die wohlbekannten Ketten als auch kleine, persönliche Gaststätte, Konditoreien und Eisdiele. Und ein vielseitiges Shoppingangebot gibt es auch.
Slottsholmen und die Stegholmer Burgruine
Ein wirkliches Wahrzeichen der Stadt, und gleichzeitig ihr ältester Beschützer, ist die Stegholmer Burgruine. Das Schloss wurde vermutlich in den 1360er Jahren von Albrecht von Mecklenburg dem Älteren errichtet und hat im Laufe der Zeit verschiedene berühmte Besitzer gehabt. Der anhaltende Krieg mit Dänemark war für die Burg verheerend, denn im Jahre 1677 brannte sie nieder und ist danach nie wieder aufgebaut worden. Die Ruine stellt jedes Jahr seit 1966 die Szene des Visfestival dar: eine Musikveranstaltung, die sehr beliebt ist. Slottsholmen, wo die Burgruine liegt, hat seit 2014 mehrere umfassende Veränderungen durchlaufen. Zum Beispiel hat das Abba-Mitglied Björn Ulvaeus, die in Västervik geboren und aufgewachsen ist, mit seiner Familie zusammen das Hotel, Spa und Restaurant genannt Slottsholmen gebaut. Die Meinungen über den Neubau sind unterschiedlich, aber für viele Västerviker ist Slottsholmen zu einem natürlichen Treffpunkt in der Stadt geworden.
Gränsö und Gränsö Slott
Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt die Halbinsel Gränsö, wo die Västerviker wie auch Besucher sich gerne am Wochenende ausruhen. Hier lockt eine wunderschöne Natur mit Klippen, Sandstränden und Wäldern mit Aktivitäten wie Wandern, Grillen, Sonnenbad und einfach Genießen. Mitten in der gemütlichen Umgebung liegt das Schloss Gränsö, ein mittelalterlicher Herrensitz. Hier gibt es heute ein renommiertes Spa, ein Hotel und ein Restaurant, das ganzjährig geöffnet ist.
Gränsö Slotts Ljusstöperi
Auf dem Weg zum Schloss kann man gerne diese beliebte Kerzengießerei, die jetzt in der vierten Generation geführt wird, besuchen. Hier findet man einen großen Laden mit angeschlossener Manufaktur und Kerzen für alle Anlässe.
Schmalspurbahn
Wenn man die Stadt kurz verlassen möchte, kann man eine Zeitreise mit den Schienenbussen auf der Schmalspurbahn zwischen Västervik und Hultsfred machen. Seit dem 1950er Jahren verbinden die orangegelben Fahrzeuge die zwei småländischen Orte, und heutzutage kann man zwischen Ende Juni bis Anfang September die ganze Strecke auf 71 km oder kürzere Abschnitte fahren.
Schären – Baden und Bootausflüge
Mit 550 km Küste, 5000 Inseln und 500 Binnenseen bietet die Gegend Bademöglichkeiten für jeden Geschmack an, und man findet hier sowohl flache Sandstrände als auch herrliche Felsenbäder. Wenn man ein bisschen mehr Komfort wünscht, kann das 5-Sterne-Sommerparadies Västervik Resort eine gute Alternative sein. Außer dem Erlebnisbad mit u.a. Wellen, Grotten und Rutschen gibt es hier auch ein unendliches Freizeitangebot für Groß und Klein.
Hasselö
Wenn das Meer lockt, passt ein Ausflug auf die autofreie Insel Hasselö perfekt. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Schiff M/S Freden erreicht man die waldige Insel, die wie gemacht für Ausflüge zu Fuß oder mit dem Fahrrad ist. Es gibt hier ein Restaurant, ein Laden und Minigolf, und man kann Kanus, Kajaks, Tretboote und Fahrrads mieten. Auch die Nachbarinsel Sladö, mit Verkauf von frischem und geräuchertem Fisch, ist einen Besuch wert.
Idö
Auf Idö kommt man vielleicht vor allem, um gut zu essen und den großartigen Meerblick im beliebten Restaurant Idö Skärgårdskrog zu genießen. Andere Aktivitäten, die ziehen, sind Baden, den Lotsenturm zu besuchen oder Adler und Robbensafari zu erleben. Wenn man länger bleiben möchtet, bietet die Insel einen Gästehafen und Ferienhausen an.
Paddeln
Will man noch näher das Wasser kommen, ist Paddeln eine gute Idee. Auch hier ist das Angebot der Umgegend riesig: man kann Kanus und Kajaks für sowohl einige Stunden als auch mehrere Tage mieten. Bevorzugt man die Wasserwanderwege mit einem Führer zu entdecken, geht das natürlich auch. Paddeln ist in Västervik und die Umgebung zu einer großen Tätigkeit geworden, und die Stadt hat auch eine reiche Geschichte dazu.
Westerviks Kanotklubb, der bald 100 Jahre feiert, hat im Laufe der Zeit viele erfolgreiche Kanufahrer hervorgebracht. Bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 holten Sven Johansson und Erik Bladström die goldenen Medaillen. Aber das war nicht alles – zum Preis gehörte auch eine Eiche, die seit 1939 über den Kanuklub immer noch wacht.
Karl Åke Ljung ist ein großer Kanute der Stadt. Er nahm an den Olympischen Spielen in Melbourne 1956 teil, dann mit Ragnar Heurlin zusammen. Es wurde keine Medaillen damals, aber Karl Åke hatte eine erfolgreiche Karriere, u.a. mit Siegen in WM und in den Schwedischen und Nordischen Meisterschaften.
Ich kenne Västervik durch den letzterwähnten Karl Åke, denn er ist seit mehr als 20 Jahren der Lebenspartner meiner Mutter. Meine Mutter wohnt jetzt auch in Västervik, und ich besuche sie oft, wenn ich Urlaub habe. Ich mag auch Paddeln, vor allem weil man mit einem Kajak einfach unberührten Schären erreichen kann. Was ich am besten mit der Stadt und die Umgebungen findet, ist das offene Meer, die wunderschöne Natur, und eine kleine, süße Stadt, wo es doch alles gibt, was Du brauchst.
Über mich
Ich heiße Catrine Hellberg, bin 46 Jahre alt und komme aus Stockholm. Beruflich habe ich als Übersetzerin, Arztsekretärin und Lehrerin gearbeitet, aber meine größten Passionen im Leben sind Sprachen und Tiere. Ich nehme im Herbst 2021 an dem Kurs „Deutsch im Praktikum“ in Düsseldorf teil, und mache das Praktikum bei der Agentur Nordis in Essen.
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