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Eine moderne Königsfamilie

Von Ida Fahlstedt

Das schwedische Könighaus. Oben von links: Prinzessin Sofia, Prinz Carl Philip, Prinzessin Madeleine, Prinzessin Estelle, Prinz Daniel. Unter von links: Königin Silvia, König Carl XVI Gustaf, Kronprinzessin Victoria, Prinz Oscar. Foto: Thron Ullberg/The Royal Court of Sweden


Die schwedische Monarchie ist eine der ältesten der Welt; ihre Anfänge reichen über 1.000 Jahre zurück. Politisch hat die königliche Familie heute keine direkte Macht mehr; sicherlich ein Vorteil, um nicht als Teil von politischen Debatten angreifbar zu sein. Die einzige politische Macht der königlichen Familie besteht darin, dass sie wählen darf, obwohl sie seit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts in Schweden auf dieses Recht verzichtet hat. Stattdessen spielt die königliche Familie eine repräsentative Rolle. Diese ist im Grunde mit vielen andere Jobs vergleichbar und erfordert wie andere Jobs ein „Gehalt“. Im Falle der Royals wird dieses Gehalt jedoch mit Steuergeldern bezahlt, welches eines der größten Argumente gegen die Monarchie ist. Doch wie viel verdient die königliche Familie tatsächlich?

Die offizielle Apanage aus Staatsmitteln beläuft sich auf rund 13 Millionen Euro pro Jahr. Zum Vergleich: der Etat des Bundespräsidialamtes beläuft sich auf 44,89 Millionen Euro. Etwa die Hälfte des Geldes fließt in die Instandhaltung der vielen Königsschlösser. Zum königlichen Hofstaat zählt man üblicherweise zehn Königsschlösser mit Museen, Kirchen, Parks, Geschäften, Cafés und einem Hofstall. Diese Grundstücke sind Eigentum des schwedischen Staates, das Verfügungsrecht liegt jedoch bei der königlichen Familie. Dies bedeutet, dass der schwedische Staat das Recht auf die Rendite hat, die das Eigentum einbringt, die königliche Familie jedoch immer das Recht hat, das Eigentum zu nutzen und darauf zu leben. Zu den Geldern des Staates kommen noch Einnahmen in Form von Mieten und Pachten sowie Einnahmen aus Eintritten und Vorführungen hinzu, die an den königlichen Hof fließen.

Die restlichen rund 6,5 Millionen gehen an die sogenannte königliche Apanage. Wie viel direkt an die Royals geht, war lange geheim, wird aber seit 2021 veröffentlicht: 1,2 Millionen Euro fließen in die Taschen der Königsfamilie. Das Königspaar erhält 700.000 €, die Familie von Kronprinzessin Victoria 400.000 und die Familie von Prinz Carl Philip gut 100.000. Prinzessin Madeleine bekommt nichts, da sie im Ausland lebt. Wenn sie offizielle Rollen übernimmt, wird sie jedoch vergütet. Der restliche Beitrag der staatlichen Zuwendung, also gute fünf Millionen Euro, fließt hauptsächlich in die Gehälter: Im Jahr 2022 hatte der König 168 Mitarbeiter.

Verglichen mit Managergehältern klingen die Summen für König & Co erstaunlich moderat. Allerdings stammt das Geld der Königsfamilie nicht ausschließlich aus Steuergeldern. Sie verfügt außerdem über ein Privatvermögen, dessen Höhe geheim ist. Anschaffungen von privaten Autos, Booten und Grundstücken werden mit dem eigenen geerbten Geld bezahlt. Der größte Teil des Geldes stammt vermutlich von Karl XIV. Johan und verheirateten Prinzessinnen aus dem 19. Jahrhundert.

Schwankende Zustimmungswerte

Die Monarchie ist ein beliebtes Diskussionsthema in Schweden, bei dem diejenigen, die dagegen sind, sehr dagegen sind und diejenigen, die dafür sind sehr dafür sind. Es gibt allerdings auch viele Schweden, die der Monarchie neutral gegenüberstehen. Seit 1995 untersucht das SOM-Institut das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Schwedische Königshaus. Das Vertrauen in die königliche Familie war in den 1990er Jahren am höchsten, die Vertrauenswerte lagen bei Spitzenwerten von fast 60 Prozent. Doch Anfang der 2000er ging es bergab. Als einen Grund dafür wird der Besuch des Königs in Brunei, einer berüchtigten Diktatur, gewertet. Damals sprach König Carl Gustaf vom autokratischen Sultan nicht als Diktator, sondern beschrieb ihn als

Königin Silivia und König Carl XIV Gustaf „einen Führer, der seinem Volk nahe

Foto: Bruno Ehrs/The Royal Court of Sweden steht“ und das Land als „ein offeneres

Land als jedes andere, das man sich vorstellen kann“. Zu sagen, dass das schwedische Volk diese Aussage nicht wertschätzte, wäre eine Untertreibung gewesen: Die Zustimmungswerte fielen auf 37 Prozent und sanken bis 2013 immer weiter – mit einer großen Ausnahme: Als Kronprinzessin Victoria 2010 heiratete, gaben wieder ganze 60 Prozent der SchwedInnen an, die Monarchie zu unterstützen. Seit gut zehn Jahren ist das Vertrauen in die Königsfamilie stabil; etwas mehr als vier von zehn haben ein ziemlich oder sehr hohes Vertrauen. 2020 lag der Anteil der Menschen, die dem Königshaus vertrauen, bei 43 Prozent.

Republikaner führen neben der Kostenfrage außerdem als Argument an, dass es für eine Demokratie falsch sei, ein erbliches Staatsamt zu haben. Innerhalb einer Demokratie sollte die Person mit der größten Kompetenz für die Rolle ausgewählt werden, so die Argumentaiton. Viele Anhänger des Königshauses stimmen diesem Gedanken zu, außer wenn es um die Krone selbst geht. Der Thronfolger werde sein ganzes Leben lang für das Amt als Staatsoberhaupt gefördert und sei daher für diese besondere Rolle in einzigartiger Weise kompetent.

Genau das ist auch ein Argument gegen die Monarchie, dass Kinder in eine bereits vorgegebene Rolle hineingeboren werden. Es gibt auch Regeln, die nur für die königliche Familie gelten. Die königliche Familie beispielsweise muss protestantisch sein. In Schweden gilt also die Religionsfreiheit für alle - außer für die Mitglieder der königlichen Familie.

Mit der Zeit gehen: Modernisierungen

Schweden hat jedoch Anstrengungen unternommen, die Monarchie zu modernisieren. Die größte dieser Änderungen dürfte die Änderung das Erbfolgegesetzes von 1980 sein. Mit dieser Änderung erbt nun das erste Kind des Regenten den Thron, unabhängig vom Geschlecht. Schweden war das erste Land der Welt, das diese Änderung durchführte. Durch diese Veränderung wurde die damalige Prinzessin Victoria zu Schwedens Kronprinzessin. Nach ihr steht wiederum ihre Tochter, Prinzessin Estelle, in der Thronfolge.

Ein weiterer Modernisierungsversuch erfolgte 2019, als beschlossen wurde, dass die Kinder von Prinz Carl Philip und Prinzessin Madeleine nicht mehr als Mitglieder das Königshaus gezählt werden. Die Entscheidung hat keinen

Einfluss auf den Platz der Kinder in der Die schwedische Thronfolge: Kronprinzessin Victoria,

Erbfolge, und sie gehören weiterhin zur König Carl XVI Gustaf, Prinzessin Estelle, Foto: Thron

königlichen Familie. Die Kinder sind nun Ullberg/The Royal Court of Sweden

zwar immer noch Prinzen und Prinzessinnen,

aber keine „Königlichen Hoheiten“ mehr, und sie werden in Zukunft keine Apanage erhalten. Damit reduziert sich die künftige Apanage, die der Steuerzahler aufbringen muss, doch auch die königlichen Kinder haben Vorteile: Wer nicht zum Königshaus gehört, hat mehr Freiheit, über seine Zukunft selbst zu entscheiden.

Auf die Frage, ob Schweden eine Republik mit gewähltem Präsidenten einführen sollte, antworten aktuell zwei von drei Schweden, das sei ein schlechter Vorschlag, nur jede sechste Person findet den Vorschlag gut. Von den acht Parteien Schwedens im Reichstag sagen drei, dass sie die Bildung einer Republik befürworten, aber keine Partei arbeitet aktiv auf dieses Ziel hin.

Dank ihres sympathischen Personals, ihrer langjährigen Skandalfreiheit und dem deutlich erkennbaren Mehrwert für die Allgemeinheit steht Schwedens Monarchie also sehr gut da und die Königsfamilie kann als identitätsstiftender und auch impulsgebender Teil der Gesellschaft zuversichtlich in die Zukunft schauen.

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